Die bessere Hälfte

Beim alljährlichen Glühweintrinken meinte ein Kollege: „Meine bessere Hälfte liegt leider krank zu Hause.“ Mir schossen mehrere Gedanken durch den Kopf:

Seine Aussage ordnet ihn und seine Partnerin in zwei Hälften – offenbar eine „bessere“ und demnach eine „schlechtere“. Die Vorstellung, dass mein Kollege die schlechtere Hälfte sei, deutet bei ihm in allgemeiner Weise eine Unterdurchschnittlichkeit an. Meiner Ansicht nach wäre diese Annahme jedoch falsch, teilt doch der Median und nicht der Durchschnitt (arithmetischer Mittelwert) eine Verteilung in zwei gleich grosse Hälften.

Bis anhin war ich der Meinung, dass mein Arbeitskollege eher zu den Überdurchschnittlichen gezählt werden könne. Wenn der Arbeitskollege „gut“ ist, jedoch unter dem Median liegt, meiner Meinung nach jedoch selber schon überdurchschnittlich ist, dann kann bei einer unimodalen Verteilung eine Linksschiefe angenommen werden.

Das stimmt mich durchaus positiv. Wenn es in der linksschiefen Verteilung demnach eine Häufung bei den „Besseren“ gibt, die ganz schlechten eventuell noch Ausreisser darstellen, so sehen wir doch einer positiven Zukunft entgegen.

Was mich am Ende jedoch stutzig machte, waren die Besserungswünsche einer anderen Kollegin an „die bessere Hälfte“. Was meinte sie wohl mit „May she get well soon“? Dass die bessere Hälfte nicht mehr „besser“ sein sollte sondern nur noch „gut“? War das Ausdruck einer Gegentendenz zum allgemeinen Streben nach dem Besserwerden?

Ohne an diesem Treffen schon eine Antwort auf alle Fragen gefunden zu haben, bin ich heute der Meinung, dass es reicht, „gut“ aber gleichzeitig gesund zu sein. Was mich hingegen weiter beschäftigt, ist die Frage, wie eine Verteilung aus zwei Punkten als unimodal beschrieben werden kann. Vielleicht, wenn sich die bessere und die schlechtere Hälfte neben einen geschmückten Weihnachtsbaum stellen?